Ich bin 34 Jahre alt, ich muss noch, wenn es ganz schlecht läuft 35 Jahre lang arbeiten. Das habe ich mir eines Morgens gedacht, als ich gerade die Türklinke in der Hand hielt und gerade aus dem Haus gehen wollte. Ich hielt kurz inne, hielt weiterhin die Klinke in der Hand und überlegte, warum soll ich jetzt eigentlich zu einem Ort hinfahren, zu dem ich eigentlich gar nicht will, zu einem Job, den ich überhaupt nicht machen will und auch nicht bis zur Rente machen kann? Damit der Kühlschrank voll wird? Damit ich nicht in einem Karton wohnen muss, wo vorher ein Kühlschrank transportiert wurde?

Nein ganz bestimmt nicht! Was ist das Schlimmste, was mir passieren könnte? Kein Geld mehr zu haben? Wohl kaum, wir leben in Deutschland, einem Land, wo man fürs nichts tun, Geld bekommt, wenn es auch nicht gerade viel ist und das gerade so reicht, dass man überlebt. 

Das ich obdachlos werde? Hatte ich in meiner Jugend, unwahrscheinlich, dass mir das wieder passiert! In Deutschland muss man nicht obdachlos sein, meiner Meinung nach ist das eine Entscheidung aber kein unumkehrbarer Lebenszustand, ich spreche da aus eigener Erfahrung!

Also was ist nun mein Problem? Mein Problem für mich war klar. Mein Job geht mir so richtig auf die Nuss! Jeden Tag das Gleiche, jeden Tag die nervigen Kollegen, jeden Tag das Gejammer. Jeden Tag das Überbieten, wen es am schlimmsten im Leben getroffen hat. Nein! Ich will und ich kann mir das Gejammer nicht mehr anhören. Kohletechnisch ist es auch nicht gerade, dass ich jedes Jahr 3 Mal in den Urlaub fahren kann. Ob ich jetzt nun will oder nicht.

Geld macht nicht glücklich! Geld ist eigentlich nicht das Problem, klar könnte es mehr sein, aber es ist nun mal nicht alles! 

Eigentlich bin ich gelernter Kaufmann im Einzelhandel. Ich habe in einem Fachgeschäft gelernt. Ich habe primär E-Gitarren, Westengitarren, Verstärker und sonstiges Zubehör verkauft. Wer schon mal im Einzelhandel gearbeitet hat, weiß wie krass scheiße die Bezahlung ist, wie krass scheiße die Arbeitszeiten sind. Also mal ehrlich, wenn du um 10 Uhr morgens anfängst und bis 19 Uhr in diesem Laden bist, was machst du vorher und was nachher? Genau! Nichts!

Klar kannst du morgens Termine wahrnehmen, die einer nicht wahrnehmen kann, der um 5:30 anfängt. Aber wie oft hast du diese Termine im Jahr? Wenn es hochkommt 10 Mal! Du kannst zwar abends länger sitzen aber im Winter? Bei Schnee im Garten? 

Arbeitszeiten sind also nicht das Problem! Auch wenn es ich so anhört. 

Vielmehr sind es die vielen, vielen Kleinigkeiten, die das Fass in einem Job zum überlaufen bringen. Manche Kleinigkeiten bringen etwas mehr auf die Waage als andere Kleinigkeiten. Und hier musste ich abwägen. Ich wollte keine Gitarren mehr verkaufen auch wollte ich mit der, ich sage mal, sehr speziellen Klientel nichts mehr zu tun haben. Nach Diagnosen wie Depressionen und Diabetes hast du einfach kein bock mehr, dein Leben zu verschwenden. 

Also musste es etwas Neues her! 

Ich habe Mopeds verkauft. Aber ich hatte keine Ahnung von Motorrädern. Aber als Kaufmann, wenn du dich etwas reinhängst, kannst du auch das nach kurzer Zeit. Also habe ich 6 Monate Mopeds verkauft. Aber ganz ehrlich? Das ist das Gleiche, wie Gitarren verkaufen. Nur das die Preise etwas anders sind. Aber im Grunde genommen ist der Job das Gleiche. Ob du jetzt ein Moped für 45.000€ verkaufst oder ne Gitarre für 99,-€ bis 5.000,-€, hey, fuck it! Die Arbeit, die Arbeitskollegen, das Gejammer, das Gehalt und die seltsame Klientel ist die Gleiche. 

Also habe ich mir was ganz anders gesucht. Ich wollte einen Job, bei dem ich nicht denken muss, Abends nach Hause gehe und nicht darüber nachdenken muss, ob ich dies oder das gemacht habe oder vergessen habe. 

Also bin ich zur Müllabfuhr gegangen. Ein Job wo ich mir gedacht habe. Hey paar Kübel leer machen, Abends nach Hause kommen und das Leben chillen. 

 

HAHAHAHAHA falsch gedacht! 

Im Sommer 35°C, im Winter -10°C und Schnee oder 8 Stunden Nasse Schuhe. Hab ich teilweise geflucht. Aber! Ich war irgendwie zufrieden. 3 Jahre war ich zufrieden, bis ich auch hier gemerkt habe. Bis zur Rente, never ever! Dann sehe ich mit 50 so aus wie meine Kollegen. 

Damit ich nicht ganz verdumme, weil du musst wirklich dein Gehirn nicht so extrem benutzen, habe ich zahlreiche Weiterbildungen gemacht. Einfach so. Quasi Sudoku, nur dass ich dann am Ende halt ein Zeugnis hatte oder ein Zertifikat. Also ich für meinen Teil habe in dieser Zeit viel gelernt. Auch über mich. Ich brauche, Stress, Druck, ich brauche etwas körperliches und eine geistige Herausforderung um optimal zu laufen.  Meine Ernährungsberatung läuft nebenbei. Mehr schlecht als Recht, aber sie läuft. 

In der Ausbildung lernt man in den 13 Monaten natürlich nur Grundlagen, so wie es in fast jedem dualen Ausbildungsberuf ist. Die Erfahrung kommt mit der Arbeit. Ich hatte viele Klienten, die irgendwie immer ein medizinisches Problem hatten. Ich hatte bis heute nicht den ganz normalen Otto-Normal-Übergewichtigen. Nein, es muss immer irgendwas sein 🙂 .

Aber das war schon irgendwie ein Segen. Wenn Klienten kommen die einige Krankheiten mitbringen, die ich natürlich nicht behandeln kann und darf, aber spezifische Ernährungsanforderungen brauchen. Oft war das eine Grauzone, aber meistens war das absolut Kompentenzüberschreitend. 

Aber ich habe sehr viel über Medizin in dieser Zeit gelernt, über Krankheiten, über den menschlichen Körper und die Anatomie. Und genau das war mein zündender Funke. Ich wollte mehr wissen, mehr machen dürfen, mehr, mehr, mehr, ich will mehr! 

Ich habe bis heute das Gefühl, dass das Ganze medizinische Wissen auf diesem Planeten nicht genug ist. Ich will alles wissen. Ok! Orthopädie und Gynäkologie interessiert mich absolut nicht. Aber dafür die Innere, Kardiologie, Psychologie, und die Neurologie. Und noch viel mehr. 

Aber kommen wir mal zum Punkt. 

Ich wollte etwas anderes machen. Die Fachrichtung war klar, Bewerbungen wurden geschrieben und als die Zusage kam, war Fuck! Die nehmen mich wirklich. Wie zur Hölle soll ich vom Azubihonorar leben? Aber jetzt gibt es kein zurück. Kein Millimeter gehe ich zurück von dieser Entscheidung. Natürlich habe ich das mal gegengerechnet. Was verdiene ich, welche Kosten habe ich. Das Ergebnis war auch klar! Leben wie ein Scheich ist die nächsten 3 Jahre auch nicht! Aber es geht! Wie ich das anstelle? Ich habe keine Ahnung! 

Ich bin eh ein Mensch, der erst darüber nachdenkt, wenn es brennt. Druck, Stress und improvisieren, das ist mein Ding. 

Und falls du dich fragst, ob ich Hilfe bekomme? Nop, keine Hilfe, nicht vom Staat oder sonst irgendeiner Stelle.  Also ich meine ja nur, vielleicht bin ich auch der Einzige, der das so denkt aber na ja, wir haben PFLEGENOTSTAND, ausgebildete und sehr gute Pflegekräfte gehen aus der Branche raus. Und da kommt einer, der sein eigentlich gutes Gehalt gegen eine Ausbildung in der Pflege eintauscht? Da läuft doch in unserem Land etwas falsch? Aber zum Glück, werden unsere Konzerne mit Milliarden gefüttert. Ich weiß zwar nicht wo der Unterschied ist zur Pflege (Arbeitsplätze) aber naja, ich bin kein Politiker, was weiß ich schon. 

So ein bisschen Luft ist raus 😀 

Lass doch gerne einen Kommentar da. Was denkst du über die Pflege, ist das eine gute Entscheidung oder zum Scheitern verurteilt? 

 

Grüße Chris

 

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